Eigentlich ziemlich albern, eine Liebeserklärung an ein Stück Software. Zumal nach zwei Jahrzehnten “Verhältnis” die Emotionen abgeklärt sind, der Partner seine Reize alle schon irgendwann einmal ausgespielt hat. Eine typische Zweckbeziehung ist geblieben. Aber der 20. Geburtstag von Photoshop ist mir schon Anlass für ein freundliches Gedenken und einige warme Worte.
Immerhin ist es diesem Programm zu verdanken, dass Präsentationen überhaupt anfingen interessant auszusehen und auch das Produzieren Spaß machte. Wieso?PowerPoint selbst hatte bis vor kurzem nur Gestaltungsfunktionen zu bieten, die sich auf das Sparsamste und Zweckmäßigste beschränkten – soweit man überhaupt von Gestaltung sprechen konnte. Und die anderen (Multimedia-)Programme, die wir früher für Präsentationen benutzten, hatten zum Teil überhaupt nichts Kreatives an Bord (Director, Authorware etc.).
Mit Photoshop (ehrlich gesagt: auch mit seinem Windows-Pendant PhotoStyler, denn den Shop gab es zunächst nur auf dem Mac) konnte man endlich Bilder, Grafiken, Hintergründe und nicht selten auch Schriften so aussehen lassen, wie man es wollte. Wenn man Designer war und sich darauf einließ, dieses Programm zu bedienen, verschoben sich die gestalterischen Grenzen für Präsentationen drastisch.
So wurden plötzlich kreative Bildmontagen möglich – Gegenstände, Personen und Landschaften ließen sich zu virtuellen Welten verschmelzen. Schriften und Objekte konnten wir mit den supersoften Drop Shadows versehen, die den typischen Multimedia-Look ausmachten. Mit Photoshop zu arbeiten gehörte zu den Highlights im Arbeitsalltag. Manche Kolleginnen begannen, unsere Präsentationen mit kleinen Kunstwerken aufzuhellen.
Über viele Jahre brachten die Programm-Updates fast immer Funktionen und Leistungen, die auf unserem Wunschzettel standen. Die Software ließ sich wunderbar und intuitiv bedienen. Adobe war ganz eindeutig ein “Good Guy”.
Sic transit… aber seien wir nicht zu kritisch. Nach wie vor ist Photoshop für viele professionelle Arbeiten an Präsentationen unentbehrlich. Fast. Denn es gibt neben Light-Versionen und vielen preiswerten, kostenlosen Kleinprogrammen drei Herausforderer, die Photoshop vom Rechner des Präsentationsmachers verdrängen könnten.
Da ist zum einen Gimp, das Open Source-Bildbearbeitungsprogramm mit dem beachtlichen Funktionsumfang. Wenn man nicht alles (und genauso) benötigt wie bei Photoshop, ist man hier gut bedient. Vor allem spart man sich die saftigen Preise für die Adobe-Lizenz, die zudem mit unfreundlichen Aktivierungen und ständigen kostenpflichtigen Updates verbunden ist.
Dann gibt es Picnic, das den meisten wohl nur deshalb bekannt ist, weil der Erwerb durch Google für Schlagzeilen sorgte. Noch ist Picnic sehr auf Amateurfotografen zugeschnitten. Aber die Bildbearbeitung “in the cloud”, noch dazu kostenlos, hat sicher Zukunft.
Und schließlich ist da PowerPoint selbst. Wie bereits angedeutet, hat es inzwischen sehr viele Funktionen an Bord, die ein zusätzliches Bildbearbeitungsprogramm überflüssig machen. Ganz ehrlich: Viele Präsentationsdesigner benutzen inzwischenPowerPoint 2007 wenn sie bestimmte Bild-, Form- und Schrifteffekte erzeugen wollen, die für die Präsentation eines Kunden in PowerPoint 2003 benötigt werden. Mit Office 2010 wird diese Entwicklung fortgesetzt.
Doch davon mehr zu anderer Gelegenheit. Denn wer weiß, ob wir all diese Funktionen jemals hätten erleben dürfen, wenn es nicht einen Pionier namensPhotoshop gegeben hätte. Deshalb heute noch einmal – und nicht zuletzt in Erinnerung an kreative gemeinsame Jahre: Danke Photoshop!